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Die Integration als alltäglicher Versuch

Obwohl hier die Sonne relativ später als in meiner Heimat Syrien aufgeht, muss ich schon früh aufstehen. Ausschließlich in dieser Zeit kann meine Mutter meinen täglichen Anruf entgegennehmen. Denn Internet und Stromversorgung wurden wegen des Krieges zu einem echten Luxus in meinem Land, das tief ins Dunkel versunken ist. Berichtet hat sie mir immer von der aktuellen Gefechtslage in der Gegend, von ihrer neuen Gefallenenliste und deren Todesarten, ohne dabei die Aufzählung der Neugeflüchteten zu vergessen, die aus den weiten, zerstörten ländlichen Gebieten in die Stadt kommen, um sich einen besseren Tod zu suchen.

Morgens:

Trotz all dem betont sie ständig, es gehe ihr gut und sie wünsche sich nur, dass der Krieg bald ein Ende findet, und dass ich wieder zu ihr zurückkehre. Sie fragt mich aber auch, inwiefern ich mich tatsächlich in Deutschland eingelebt habe, und ob ich inzwischen auch Fortschritte mache. Da sage ich zu mir selbst „schweige doch!“, „ich bin es nicht, der Antworten hat“.

Sie erwidert: „Am Anfang scheint das Leben in der neuen Heimat schön zu sein, bis auf die Erinnerungsflut. Nach und nach gewöhnt man sich an die neue Umgebung und beginnt auch, zwischen Schmerzen der Vergangenheit und Zukunftshorizonten nach dem Lebenssinn zu suchen. Denn in dem Maße, wie die Toleranz der Gastgeber sowie der Eifer der Neuankömmlinge miteinander zutage treten, lässt sich auch ein lebbares Dasein verwirklichen. Doch eines Tages, wenn man älter wird, und das vage Schicksal seinen Schatten wirft, so wird man endlich nach vertrautem Boden suchen, in dem man ruhen kann. Dies erfahren wir genauso hier bei uns, sogar unter den Einwohnern desselben Landes, die sich trotzdem in Landleute und Städter gespaltet haben.“

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